Erkältung

Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter

Am Schlimmsten ist der Morgen. Der Kaffee kann die Watte im Kopf nicht vertreiben, die Glassplitter im Hals verschlucken jedes Wort und der Schnupfen behindert das Atmen und Denken.

Man schleppt sich ins Büro, arbeitet gegen das Hammerwerfen im Kopf an, verbreitet mit jedem Huster und Nieser Viren und Bakterien und braucht für die Hälfte der Arbeit die doppelte Zeit.

Das uns allen bekannte Winterleiden hat letztes Jahr ein wenig Auszeit genommen und sich durch FFP2 und Hygienemaßnahmen nicht so recht verbreiten können. Die Anzahl an grippalen Infekten war letzten Winter deutlich niedriger als die Jahre zuvor. Die jährlich gefürchtete Welle der Echten Grippe (Influenza) blieb aus. Wenn man so will, einer der wenigen Vorteile an SARS-CoV-2. Wie die typischen Erkältungsviren (Rhino-, andere Corona-, Adenoviren usw.) heuer von Mensch zu Mensch hüpfen werden, hängt sicherlich wieder von den allgemeinen CoVID-Maßnahmen – speziell von der Maskenpflicht – ab. Ausgestorben sind Erkältungsviren jedoch sicher nicht.

Eine auf gut Österreichisch auch gern als „Verkühlung“ bezeichnete Erkältung beginnt zumeist mit Halsschmerzen und einer rinnenden Nase. Später gesellt sich trockener Reizhusten dazu, der nach einiger Zeit in einen produktiven verschleimten Husten übergeht. Die Beschwerden dauern 7 – 10 Tage an, falls sich nicht noch eine Komplikation ergibt. Eine Erkältung ist an sich harmlos, kann jedoch schwerere Erkrankungen wie Bronchitis, Asthma, Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- oder sogar Lungenentzündung nach sich ziehen. Das ist der Grund, weshalb man einen grippalen Infekt nie auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Auch wenn man arbeiten gehen muss, sollte man die restliche Zeit Ruhe geben und möglichst ausgiebig schlafen. Leichte gesunde Kost und viel Trinken (Erkältungstee, Hustentee, Vitamingetränke) unterstützen den Körper im Genesungsprozess. Gegen die unangenehmen Symptome steht eine große Auswahl an Arzneimitteln und pflanzlichen Alternativen bzw. Hausmitteln zur Verfügung. Schulmedizin und pflanzliche Zubereitungen (Phytotherapie) können einander dabei positiv verstärken, haben also einen Synergie-Effekt.

HIER EINE AUSWAHL
Schulmedizin, pflanzliches Mittel oder Hausmittel

HUSTEN

  • Acetylcystein: Hustenlöser – verflüssigt festsitzenden Schleim und fördert dessen Auswurf (als Granulat, Brausetabletten); auch für Kinder.
  • Ambroxol: Hustenlöser – verflüssigt festsitzenden Schleim und fördert den Abtransport (Saft, Lösung).
  • Guaifenesin: Schleimlöser – verflüssigt das Bronchialsekret (in höherer Dosierung beruhigend und muskelerschlaffend) – Sirup, Saft, Tropfen für Erwachsene und Kinder ab 14 Jahren, nicht überdosieren!
  • Dextrometorphan: Hustenstiller – wirkt zentral auf das Nervensystem, dämpft den Hustenreiz, stärkste rezeptfreie Alternative zu Codein.
Vorsicht: nicht für Kinder unter 14 Jahren geeignet; nicht überdosieren!
  • Efeu-Extrakt: pflanzliches Arzneimittel, in niedriger Dosierung wirksam sowohl als Hustenlöser als auch bei krampfartigem und Reiz-Husten, wirkt auswurffördernd und krampflösend.
  • Eibisch-Extrakt: pflanzliches Arzneimittel, Hustenstiller – enthält Schleimstoffe, wirkt schleimhautberuhigend und reizmildernd; gut für Kinder geeignet; als Saft oder Lutschtabletten (in Kombination mit Thymian), als Tee, andere Kombinationen.
  • Isländisch Moos: pflanzliches Mittel zur Stillung des Hustenreizes (Lutschtabletten, Saft).
  • Brusteinreibung: wirkt bei Bronchitis und Keuchhusten entspannend.
    In etwa 250ml erwärmtes Olivenöl 3 Teelöffel Thymian geben und 30 Minuten abgedeckt ziehen lassen. Anschließend auf eine für die Haut angenehm warme Temperatur bringen und auf die Brust auftragen.
  • Zwiebelsaft: obwohl er kein Geschmackserlebnis ist, wird er sehr erfolgreich bei Kindern angewendet! Zwiebel hat einen antibakteriellen Effekt und wirkt rasch bei Atemwegsbeschwerden.
    Eine ganze Zwiebel wird klein gehackt. Etwa 4 – 6 Esslöffel Honig dazugeben und ca. 100ml Wasser hinzufügen. Vorsichtig erwärmen und 10 min. leicht köcheln lassen. Den Ansatz danach etliche Stunden ziehen lassen und abschließend auspressen. 3 – 5 Mal täglich 1 EL (bei Kindern TL) einnehmen.
Zwiebelsaft
Ziebel hat einen antibakteriellen Effekt und sehr erfolgreich bei Kindern angewendet.

 

SCHNUPFEN

  • Kochsalzlösung (0,9%) / Meerwasser
    (mit und ohne wundheilungsförderndem Dexpanthenol): zur Befeuchtung der Nasenschleimhäute (Spray od. Spülung).
  • Xylometazolin: Nasenspray zur Schleimhautabschwellung
    nicht länger als 1 Woche anwenden (kann sonst zu Schleimhautschädigung führen!). Ähnliche Wirkstoffe : Naphazolin, Tramazolin, Phenylephrin u.a).
  • Salz + Tee-Inhalation:
    löst den Schleim und befreit die Atemwege.
    Bringen Sie einen halben Liter Wasser in einem Topf zum Sieden. Dann fügen Sie 2 Teelöffel Salz sowie je 1 Teelöffel Thymian, Anis und Kamille hinzu. Den Kopf über den Topf halten (Achtung: darf nicht mehr zu heiß sein!) und ein Geschirrtuch über Kopf und Topf legen und kräftig einatmen. Die Inhalation sollte 5 – 10 Minuten dauern.
  • Schlüsselblume + Enzianwurzel + Sauerampfer + Holunderblüten + Eisenkraut: Kombination pflanzlicher Extrakte bei Nasennebenhöhlen – Entzündungen (Sinusitis) als Saft, Dragees, Tropfen.
  • Ätherische Öle für Inhalationen;
    Bäder, Einreibungen, Wickel: Eucalyptus, Thymian, Fichtennadel, Kiefernadel, Pfefferminze, Campher, Teebaum, Myrthe, Speik – „befreiende“ und lösende Wirkung.
Achtung
Menthol und Campher sind nicht für Asthmatiker geeignet! Vorsicht Allergiker, Babys undKleinkinder, Schwangere

OHRENSCHMERZEN

  • Schulmedizinische Wirkstoffe sind rezeptpflichtig!
  • Ohrenkompresse mit Ätherischem Lavendelöl: wirkt entzündungshemmend und beruhigend.
  • Eine Kugel Watte oder besser Heilwolle mit 1 Tropfen 100%igem biologischem Lavendelöl beträufeln und aufs Ohr legen. Mit einem Stirnband oder einer Haube fixieren.
  • homöopathische Ohrentropfen
Lavendelöl wirkt entzündungshemmend und beruhigend.

HALSSCHMERZEN

Lutschtabletten, Halssprays oder Gurgellösungen mit:

  • Flurbiprofen: entzündungshemmend, schmerzstillend, abschwellend
    für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren.
Vorsicht
Asthmatiker (!) und bei gleichzeitiger Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten, Schwangerschaft
  • Benzydamin, Desqualin, Chlorhexidin u.a.: desinfizierende und entzündungsberuhigende Wirkung.
  • Tyrothricin u.a.: antibakteriell wirksam.
  • Gurgeln mit lauwarmen Salbeitee: wirkt adstringierend, entzündungshemmend.
  • Thymian, Eibisch: als Lutschtablette zur Unterstützung des Abhustens von zähem Schleim und Linderung des Hustenreizes.

ALLGEMEINMITTEL

Oft in Kombination mit schleimhautabschwellendem Wirkstoff, Hustenlöser oder Vitamin C

  • Acetylsalicylsäure: entzündungshemmend, schmerzstillend, fiebersenkend –
    ab 8 Jahren.
Vorsicht
Nicht für Asthmatiker; Schwangere,nicht bei Einnahme von Blutverdünnern, nicht bei Magengeschwüren oder Gastritis
  • Ibuprofen: Schmerzmittel bei verschiedenen Schmerzzuständen – wirkt entzündungshemmend, schmerzstillend, fiebersenkend (Tabletten, Kapseln, Saft), Vorsicht: Neben- und Wechselwirkungen beachten! Auch gut für Kinder geeignet.
  • Paracetamol: Schmerz- und Fiebermittel – wirkt schmerzstillend und fiebersenkend.
    Gerne auch in Kombinationen mit anderen Wirkstoffen (zB: mit Vitamin C) beste Alternative zu Erkältungsmitteln, die blutverdünnende Nebenwirkungen haben, auch für Asthmatiker und Schwangere geeignet! Besonders gut für Kinder anwendbar.
Achtung: Nicht überdosieren!
  • Essigpatscherl bei Körpertemperatur über 38,5° Grad: sind das wohl berühmteste Hausmittel und senken das Fieber auf sanfte Art, allerdings nicht schmerzstillend.1 Liter Wasser erwärmen auf eine Temperatur, die nur 1 – 2° Grad unter der gemessenen Körpertemperatur liegt (bei Erwachsenen können es 2 – 3° Grad sein). Einen Schuss Essig zufügen und verrühren. Darin ein Baumwolltuch (zum Beispiel ein Geschirrtuch) tränken, auswringen und um die Beine von der Kniekehle abwärts bis zu den Knöcheln wickeln. Ein Wolltuch darüber schlagen. Nach etwa 8 – 10 Minuten diese Prozedur wiederholen.
Achtung: Die Temperatur darf nicht zu schnell gesenkt werden, da das Herz sonst zu stark belastet wird. Sollte der Patient zu frieren beginnen, muss die Behandlung sofort gestoppt werden.
Essigpatscherl
Die Anwendung der “Essigpatscherl” empfiehlt
sich besonders bei Kindern.

MIKRONÄHRSTOFFE

Vorbeugend oder zur Krankheitsverkürzung

Gesunde Gemüse- und Obstreiche Ernährung (entsprechend der Österreichischen Ernährungspyramide) enthält Vitamine und Mineralstoffe um in etwa den Tagesbedarf zu decken. Im Falle einer Erkrankung ist der Bedarf bestimmter Mikronährstoffe erhöht und sollte zusätzlich abgedeckt oder schon vorbeugend eingenommen werden.

  • Zink: 15 – 30mg (bis zu 60mg) täglich, um die Erkrankungsdauer und Intensität zu verringern.
  • Vitamin D: die aktive Form Vitamin D3 stärkt das Immunsystem (unterstützt die Funktionen der weißen Blutkörperchen), tägl. etwa 15 – 20 mcg.
  • Selen: kann die Antikörper-Bildung (Immunglobuline G) ankurbeln,
    tägl. 30 – 70mcg.
  • Vitamin C: wirkt als Radikalfänger, tägl. 150 – 200mg oder im Einzelfall höher.
  • Vitamin A: immunstimulierende Wirkung (Achtung: schwangere Frauen nur in kleinen Dosen anwenden – schädigend für den Embryo).

Der Artikel Erkältung ist erstmals auf APOgesund.at erschienen.